ACT Pyrenäen: Von Meer zu Meer

ACT Pyrenäen: Von Meer zu Meer

Im Grenzgebiet von Frankreich und Spanien verläuft einer der spektakulärsten Gebirgszüge Europas: Die Pyrenäen. Quer durch diese einmalige Bergwelt hat das Team von Adventure Country Tracks e.V. eine abenteuerliche Strecke vom Mittelmeer bis an den Atlantik gescouted.

Es ist der Morgen des 16. September 2021, als das ACT-Team bei einem traumhaften Sonnenaufgang am Cap de Creus, dem östlichsten Punkt der Iberischen Halbinsel, zur Scouting- und Fototour für den nunmehr fünften Adventure Country Track aufbricht.

Schmale, ehemalige »Schmugglerpfade« führen das Team in Richtung Andorra und auch wieder heraus.

Die Wolken der Nacht haben sich verzogen, und bereits nach einigen Kilometern Straße führen erste leichte Offroadabschnitte hinauf in die Berge. Schon bald verlieren sich die schmalen Pisten in der Einsamkeit, und wir erahnen, was der Trip durch dieses Gebirge von uns verlangen wird. Was wir aber noch nicht wissen: Dieser erste Tag mit seinen 210 Kilometern und ausgeglichenen Onroad- und Offroad-Anteilen ist erst eine Eingewöhnung für das, was noch kommen wird. Endstation dieses Fahrtages ist im wunderschönen Setcases, wo wir im traditionellen Hotel La Coma übernachten.


Abgelegene, idyllische Bergdörfer säumen die Pfade in der Bergwelt rund um Andorra.

Der zweite Tag beginnt früh um sieben Uhr, und zwar mit einem »Breakfast fully geared«. Das bedeutet, dass das Motorrad bereits startklar gepackt ist, und die gesamte Mannschaft in Motorradkleidung beim Frühstück anwesend ist. Hart für diejenigen, die gestern nach dem leckeren Abendessen doch noch eine extra Flasche spanischen Wein genossen haben.


Ein regelmäßiger Check des Fahrzeugs sowie immer wieder ein kurzer Reel für Instagram sorgen für eine Pause und ein paar Minuten Erholung.

Auch die Streckenführung kennt keine Gnade. Gleich vom Start weg warten unbefestigte Strecken. Im Laufe des Tages wechseln wir immer wieder über die Grenze auf die französische Seite der Pyrenäen. Da es weder Kontrollen noch Grenzposten gibt, wissen wir in den Wäldern teilweise gar nicht mehr, in welchem Land wir uns befinden.

Der zweite Tag hält einen deutlich höheren Offroad-Anteil bereit, und die ersten knackigen Auffahrten fordern Mensch und Material bereits deutlich. Die Landschaft wird immer steiniger, während sich der Horizont weitet. Bis auf über 2000 Meter führt der Track hinauf, was bedeutet, dass die Temperaturen zu dieser Jahreszeit bereits im einstelligen Bereich liegen. Zu allem Überfluss beginnt es am Nachmittag auch noch zu regnen, weshalb vor der letzten Etappe des Tages, die nach Andorra führen soll, eine Lagebesprechung notwendig wird. Es ist bereits 18.00 Uhr, das Gewitter ist zwar gerade durchgezogen, doch es regnet noch immer. Es gibt nun die Möglichkeit, direkt nach Andorra zum Hotel zu fahren oder noch über den Schmugglertrack in 2000 Metern »heimlich« nach Andorra zu schleichen. Das Team trennt sich, und nur eine kleine Gruppe offroaderfahrener Freiwilliger folgt der Filmcrew auf teilweise regendurchweichten Wegen in die Berge. Erst nach Sonnenuntergang, gegen 21.30 Uhr, erreicht die Gruppe das Hotel. 230 spektakuläre Kilometer liegen hinter uns, und nach einem kleinen Abendessen geht es direkt ins Bett.


Das Team verlässt direkt nach Sonnenaufgang das Cap de Creus am Mittelmeer.

Tag 3 beginnt mit klarem Himmel und frischen fünf Grad Celsius. Ein Teil des Teams fährt heute Morgen eine schnelle, atemberaubende Onroadpassage mit Blick auf den tiefhängenden Nebel in den Tälern, während der andere wiederum auf einem Schmugglerpfad Andorra verlässt. Auch diese Strecke hat es in sich und ist mit steinigen Abfahrten und ausgewaschenen Spuren nur für erfahrene Fahrer gedacht. Nach rund 60 Kilometern treffen sich beide Gruppen und steigen direkt in eine weitere Offroad-Sektion ein.


Wasserdurchfahrten können nach Regenfällen schnell herausfordernd werden.

Dieser Tag bietet den höchsten Anteil unbefestigter Wege und die meisten Höhenmeter. Eine Panoramapiste geht hier in die nächste über, am Wegesrand Wildpferde, Rinder- und Schafherden. Die Streckenführung schmiegt sich eng an die Steilhänge unterhalb der Gipfel, und die Landschaft der Nationalparks bringt selbst unser weitgereistes Team immer wieder zum Staunen.


Kleine Umfaller gehören zur Tagesordnung und stärken den Teamgeist.

Zahlreiche Foto- und Filmstopps verlängern auch die heutige Etappe wieder bis kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Sie endet nach 230 Kilometern in El Pont de Suert im Hotel Cotori. Unsere Abenteuer feiern wir im motorradfreundlichen Restaurant Las Cumbres.


Cafés und Restaurants in schmalen Dorfgassen laden zum Bleiben ein.

Der vierte Tag ist der längste unserer Tour. Wiederum führt uns der Track bereits nach wenigen Kilometern in eine steile Offroad-Sektion. Obwohl der Gesamttag mit einem höheren Straßenanteil die angespannten Muskeln ein wenig lockert, spüren wir auf diesen anspruchsvollen ersten Kilometern den harten gestrigen Tag.


Kurvige Teerstraßen bieten Abwechslung zwischen den Offroadpassagen.

Eine matschige Sektion in einem märchenhaften Waldstück fordert die ersten Ausrutscher, doch gemeinsam kämpft sich das Team durch und wird belohnt von außergewöhnlichen Landschaften. Wir halten immer wieder an und genießen die Natur. Mehrfach kommt der Ruf über die Sena-Kommunikationsgeräte: »This is Adventure Country Tracks!« Damit ist dieses unglaubliche Gefühl auf den Punkt gebracht, diese Mischung aus Ehrfurcht vor der wundervollen Natur und der Freiheit, die es hier gibt, verbunden mit der Dankbarkeit, diese Strecken befahren zu können.


Schlammschlacht auf dem Schmugglerpfad nach Andorra zu später Stunde am zweiten Tag der Tour.

Nach 265 Kilometern erreichen wir durch eine enge Schlucht Anso in Aragon, wo das Hostal Kimboa extra für uns noch einen Tag länger geöffnet hat. Auch wenn wir dieses Mal die Motorräder auf der Straße vor dem Hostal parken, machen wir uns in diesem wundervollen kleinen Bergdorf keine Sorgen.


Begegnungen mit Weidetieren auf der Strecke sind an der Tagesordnung und nicht immer ganz ungefährlich.

Am Morgen des fünften Fahrtages stehen wir früh auf und bepacken ein letztes Mal im Dunkeln die Motorräder. Es ist schon verrückt, wie schnell diese Tage vergangen sind. Natürlich spüren wir jeden Muskel, die Socken sind noch nass von den Pfützen des gestrigen Tages, und so freuen wir uns, dass der Morgen nach einem kurzen Briefing mit schnellen Single-Lane-Asphaltstrecken beginnt.


Film- und Fotofahrten sind auf engen Passagen besonders herausfordernd.

Die schiere Fahrfreude bricht durch, und wir verlieren uns im Spitzkehrenräubern. Doch Vorsicht ist geboten: Die Tracks von ACT verlaufen ausschließlich auf legalen Strecken, daher ist es onroad wie offroad wichtig, auf Gegenverkehr zu achten.

Die Landschaft ändert sich, wird wieder mehr von Zäunen begrenzt. Viehzucht und Ackerbau sind hier geordneter und »zivilisierter« als in den Bergen. Dennoch geht es noch einmal hoch hinaus. Als wir nach einem ständigen Wechsel zwischen Onroad- und Offroad-Abschnitten denken, das Schlimmste wäre geschafft, kommt plötzlich eine letzte kurze unbefestigte Sektion. Und die hat es in sich. Gleich drei Bikes landen in der steilen Auffahrt in den Büschen. Doch dann ist es wirklich geschafft. Durch San Sebastian führen die letzten Meter zum Mirador Jaizkibel, dem Endpunkt dieser fantastischen Reise auf einer der letzten Abenteuerstrecken Europas.

Reiseinformationen

  • ACT Pyrenees | Distanzen
    • Tag 1 - 210 km
    • Tag 2 - 230 km
    • Tag 3 - 230 km
    • Tag 4 - 265 km
    • Tag 5 - 225 km
    • Total - 1160 km
  • Hotelempfehlungen
    • Tag 0: L‘Arcada de Fares in Fares zur Vorbereitung der | Tour für größere Teams mit Shuttle zum Airport Barcelona, aber 70 km vom Startpunkt Cap de Creus entfernt, www.arcadadefares.com/de
    • Tag 1: Hotel La Coma in Setcases, www.hotellacoma.com/en
    • Tag 2: Andorra hat viele Hotels, ist aber sehr teuer und überlaufen. Schöner ist sicher La Seu d‘Urgell, 30 min auf spanischer Seite mit diversen Casas Rurales oder, etwas luxuriöser, dem bekannten außergewöhnlichen Parador, www.parador.es/de/paradores/parador-de-la-seu-durgell
    • Tag 3: Das Hotel Cotori ist ein kleines, liebevoll eingerichtetes Hotel im Herzen der Stadt mit einer Garage 100 Meter vom Hotel entfernt und tollem Frühstück und einem Restaurant mit motorradfreundlicher Besitzerin und gutem Essen, hotelcotori.com und www.restaurantlescumbres.com
    • Tag 4: Hostal Kimboa. Einfaches Hostal, parken auf der Straße, mit superfreundlichen Besitzern, hostalkimboa.com
    • Tag 5: Der Übernachtungsort ist abhängig davon, ob man von San Sebastian nach Norden oder weiter nach Bilbao fährt.
  • Motorradtransport
    • Regelmäßige Motorradtransporte zwischen Memmingen, Deutschland, und Bilbao (sowie weiteren Locations in Spanien) durch Overlanders (mit Unterbringung des Motorrades in einer sicheren Flughafengarage für Tage oder Wochen), www.overlanders.ie | Individuelle Transporte zum Start und Zielpunkt für bis zu 12 Motorräder mit Moto-Bike3, https://moto-bike3.com

Über ACT

ACT Adventure Country Tracks hat sich zum Ziel gesetzt, legal befahrbare Offroadstrecken in Europa zu erhalten und für einen sanften Motorradtourismus zu erschließen. Gleichzeitig soll die touristische Infrastruktur in ländlichen Gebieten gefördert werden. Von Touratech ins Leben gerufen, firmiert ACT Adventure Country Tracks e.V. mittlerweile als eingetragener Verein. Touratech ist als starker Sponsor weiterhin mit an Bord, zahlreiche weitere Unternehmen aus der Motorradindustrie unterstützen das Projekt. Alle interessierten Adventure Biker haben die Möglichkeit, dem Verein beizutreten und sich in das Projekt einzubringen.

Nach Portugal, Griechenland, Rumänien und Italien sind die Pyrenäen die fünfte Destination, für die ein Adventure Country Track entwickelt wurde. Die filmische Doku wird im Laufe des Herbstes ebenso veröffentlicht wie die GPS-Daten und alle Reiseinformationen.

Weitere Informationen unter adventurecountrytracks.com



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