Auf der Suche nach Perfektion

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So entstehen Touratech Sitzbänke

Als zentrale Schnittstelle zwischen Fahrer und Motorrad spielt die Sitzbank eine wichtige Rolle für den Komfort an Bord. Mit handwerklicher Expertise und moderner Technologie werden bei Crew68 in Murnau die Touratech Sitzbänke gefertigt.

Als sich mit einem leichten Zischen der Pneumatik der obere Formteil langsam anhebt, liegt für den laienhaften Beobachter eine Spannung wie bei einer Losziehung in der Luft. Völlig entspannt hingegen beobachtet Dirk Bendl das Geschehen. Er greift in die Form, nimmt eine tiefschwarze Sitzbankwanne für eine Yamaha Ténéré 700 heraus, lässt den Blick kritisch über das Werkstück gleiten und nickt zufrieden.

Der 52-Jährige ist Chef und Inhaber von Crew68, einem auf Prototypenbau, Designentwicklung und Kleinserien spezialisierten Unternehmen im oberbayerischen Murnau, Hier werden nach strengen Qualitätsvorgaben die Sitzbänke für Touratech gefertigt.

Bei der Entwicklung einer Sitzbankwanne geht es nicht nur um maximale Präzision, die natürlich für die spätere Passform unabdingbar ist. Entscheidend ist auch, dass die Entwickler von vornherein alle möglichen Varianten der Bank mitdenken. Denn Touratech Sitzbänke gibt es für zahlreiche Motorradmodelle nicht nur mit serienmäßiger Sitzhöhe, sondern auch in höheren und tieferen Ausführungen, um unterschiedlichen Fahrergrößen gerecht zu werden. Eine Besonderheit sind die Sitzbänke des Typs »Rallye«. Diese ersetzen die von zahlreichen Motorradherstellern favorisierten zweiteiligen Sitzmöbel durch eine ebenso sportlich wie ergonomisch gestylte einteilige Bank, die dem Fahrer gerade beim Geländeeinsatz optimale Bewegungsfreiheit gibt.

Zurück zum Entwicklungsprozess. In das Konzept jeder Sitzbank fließen neben unzähligen Erfahrungswerten auch individuell mit dem jeweiligen Fahrzeug gewonnene Eindrücke ein. Das bedeutet dann beispielsweise, dass die Touratech Bank an gewissen Stellen breiter ausfällt als das Original, störende Kanten vermieden werden oder dass insgesamt eine andere Linienführung gewählt wird.

Ist das Lastenheft komplett, werden am Motorrad die Maße genommen. Nun beginnt der Modellbau. Aus Kunststoffelementen, Klebstoff und Spachtelmasse entsteht in handwerklicher Arbeit ein so genanntes Urmuster. Je nach geplanter Stückzahl kann von diesem direkt die Form für die Serienfertigung abgenommen werden oder aber es wird dreidimensional digitalisiert. In einem CAD-Programm werden dann die Daten für den Werkzeugbauer erzeugt.

Sobald die Form erstellt ist, kann die Serienfertigung beginnen. Crew68 setzt dabei auf das bewährte Resin Injection Moulding, kurz RIM. Bei diesem Verfahren werden zwei Komponenten eines Kunstharzes zusammengemischt und in eine Form gespritzt, wo sie rasch aushärten. Für die Wannen der Touratech Sitzbänke haben die Tüftler bei Crew68 ein Mischungsverhältnis gewählt, das dem Kunststoff eine hohe Steifigkeit verleiht, dessen Konsistenz aber dennoch weich genug bleibt, um den Bezug festtackern zu können.

Herstellung der Sitzbankwannen im RIM-Verfahren.
Herstellung der Sitzbankwannen im RIM-Verfahren.

Bevor die Sitzbankwanne an den nächsten Fertigungsschritt übergeben wird, werden noch Befestigungselemente angebracht.

Der Sitzbankschaum – mehr als nur Blasen

Essenziell für den Komfort einer Motorradsitzbank ist die Qualität des Schaumkernes. Unzählige Stunden haben Dirk Bendl und seine Crew in die Entwicklung von Schäumen gesteckt. Das exakte ­Mischungsverhältnis der beiden Komponenten, die Porengröße und das eingesetzte Volumen – all diese Parameter werden zigmal variiert, bis die perfekte Komposition eines Schaums gefunden ist. Und dabei gibt es gar nicht DEN einen Schaum für Touratech Sitzbänke. Für jedes Modell wird eine individuelle Rezeptur entwickelt.

Hier wurde ein Sitzbankkern geschäumt.
Hier wurde ein Sitzbankkern geschäumt.

»Die hohen Bänke benötigen tendenziell einen festeren Schaum«, erläutert Bendl. Dies ist erforderlich, damit sich der Kern nicht seitlich verformt, beispielsweise wenn Fliehkräfte auf den Fahrer einwirken. Für niedrigere Bänke benötigt man ebenfalls eine etwas härtere Mischung. Dieses scheinbare Paradoxon ergibt sich daraus, dass sich das Polster angesichts seiner geringen Dicke sonst schnell durchsitzen würde.

Neben den mechanischen Eigenschaften des Schaumkerns hat natürlich seine Form großen Einfluss auf die Ergonomie, also darauf, in welcher Haltung der Fahrer auf dem Motorrad sitzt. Besonders wichtig ist den Entwicklern ein optimaler Kniewinkel. Dieser lässt sich je nach Größe und Beinlänge des Fahrers durch die Höhe der Sitzbank, also die Dicke des Schaumkerns variieren. Auch der Winkel der Sitzfläche gegenüber der Horizontalen spielt eine wichtige Rolle. Ist die Bank beispielsweise zu stark nach vorne geneigt, rutscht der Fahrer selbst ohne starke Bremsmanöver im Laufe der Fahrt immer weiter nach vorne. »Bei einem idealen Sitzwinkel wird das Becken in eine aufrechte Position gekippt, was die Lendenwirbelsäule entlastet«, erläutert Bendl. Ebenfalls zu einer korrekten Beckenstellung – und damit zu einer gesunden Fahrerhaltung – trägt die Widerstandsfähigkeit des Schaumes gegen Durchsitzen bei. Behält der Schaum seine Form, bleiben auch Becken und Wirbelsäule in ihrer korrekten Position. Gibt der Schaum jedoch zu stark nach, sackt auch der Fahrer zusammen. Großen Wert legen die Entwickler auf die ergonomische Gestaltung der Sitzfläche, schließlich findet hier der Kontakt zwischen Mensch und Maschine statt. Typisch für Sitzbänke von Touratech ist die Hohlkehle in der Sitzfläche. Diese entlastet das Steißbein und sorgt in Verbindung mit einer aufrechten Beckenhaltung dafür, dass die Hauptlast auf den beiden Sitzbeinknochen liegt.

Die Schaumrezepturen werden modellspezifisch variiert.
Die Schaumrezepturen werden modellspezifisch variiert.

Die perfekte Form des Sitzbankkerns wird für jedes Motorradmodell in einem aufwendigen Prozess festgelegt. Hierzu werden Schaumrohlinge mit einem Bandschleifgerät bearbeitet, bis Kontur und Oberfläche eine ideale Sitzposition ermöglichen. Von diesem Muster wird die Form für das serienmäßige Schäumen abgenommen.

Der Bezug – Hightech und Handarbeit

Letzte wichtige Komponente einer Touratech Komfortsitzbank ist der Bezug. »Wir haben bereits viele Jahre Wannen und Schaumkerne für die Sitzbänke von Touratech gefertigt. Indem wir nun auch die Sattlerarbeiten rund um das Anbringen des Bezugs im Haus vornehmen, kommt das komplette Produkt von uns«, erläutert Dirk Bendl. Notwendig wurde dieser Schritt, weil Kahedo, langjähriger Partner von Touratech in der Sitzbankfertigung, Ende vergangenen Jahres seine Pforten schloss. Wie bei vielen Mittelständlern fand sich kein geeigneter Nachfolger für Gründer und Firmenchef Karl-Heinz Dorn. Doch zum Glück ist die Expertise des schwäbischen Traditionsunternehmens nicht verlorengegangen. »Wir haben von Kahedo jede Menge Know-how in Sachen Sitzbankbezüge übernehmen können«, freut sich Bendl. Von grundlegenden Kenntnissen zur idealen Platzierung der Nähte und zu den unterschiedlichen Werkstoffen bis hin zu Kniffen der Sattlerei reichte der umfangreiche Wissenstransfer.

Touratech verwendet standardmäßig Sitzbezüge der Ausführung »Fresh Touch«. Bei diesem Material reduziert eine Oberflächenbeschichtung die Temperatur des Sitzbankbezugs durch Reflexion des Infrarotanteils im Sonnenlicht um bis zu 10 Grad Celsius.

Noch mehr Komfort bei hohen Temperaturen bietet der Bezug »DriRide«. Hier sorgt eine Membran dafür, dass Feuchtigkeit vom Körper durch den Bezug abgeleitet und seitlich an der Sitzbank ausgestoßen wird. Selbstverständlich sind auch diese Bezüge wie die »Fresh Touch«-Ausführungen hundertprozentig wasserdicht.

Das Anbringen des Bezugs ist der finale Arbeitsschritt in der Sitzbankfertigung. Erfahrung und Fingerspitzengefühl sind notwendig, um die Stoffe straff und faltenfrei auf den Kern aufzuziehen. Zu guter Letzt wird das Material an der Wanne festgetackert.

Rund 600 Sitzbänke im Monat werden bei Crew68 hergestellt. Aufgrund des hohen Anteils an Handarbeit sind von der Entwicklung über die Fertigung von Wanne und Schaumkern bis zur Sattlerei sieben speziell qualifizierte Mitarbeiter ausschließlich für die Touratech Sitzbänke zuständig.

Sorgfältiges Maßnehmen am Motorrad ist eine der Voraussetzungen für optimale Passform und Montierbarkeit der Sitzbank.
Sorgfältiges Maßnehmen am Motorrad ist eine der Voraussetzungen für optimale Passform und Montierbarkeit der Sitzbank.

»Durch die jahrzehntelange Erfahrung von Touratech in der Sitzbankentwicklung, die Variantenvielfalt und unsere handwerkliche Fertigung erhalten die Kunden Produkte höchster Qualität, die genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind«, sagt Dirk Bendl nicht ohne Stolz, während er eine gerade fertiggestellte Bank kritisch prüft.

Das komplette Sortiment der Touratech Sitzbänke gibt es hier bei uns im Webshop:

Direkt zu unseren Sitzbänken

Von links: Originalsitzbank einer Yamaha T7, Urmuster der Sitzbankwanne, Touratech Sitzbankwanne, Muster für die Schaumform, geschäumter Kern, fertige Touratech Sitzbank.
Von links: Originalsitzbank einer Yamaha T7, Urmuster der Sitzbankwanne, Touratech Sitzbankwanne, Muster für die Schaumform, geschäumter Kern, fertige Touratech Sitzbank.

 

Touratech Sitzbänke - Die Fakten

  • Handgearbeitet in Deutschland
  • Vollständige Eigenentwicklung
  • Hohlkehle für entspanntes Sitzen
  • Einfach zu montieren
  • Hoher Langstreckenkomfort
  • Für jeden die optimale Sitzbank
  • In unterschiedlichen Höhen verfügbar
  • Einteilig und Einzelsitz Fahrer/ Sozius
  • Für jedes Klima die richtige Sitzbank:
  • Fresh Touch | DriRide | Heat Control

 

So entstehen Touratech Sitzbänke:

  1. Aufsprühen des Klebstoffes auf Bezug und Schaumkern.
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  2. Der Bezug wird für das Aufziehen vorbereitet.
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  3. Auf dem Schaumkern werden Fixpunkte für eine korrekte Positionierung markiert.
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  4. Der Heißluftfön macht den Bezug geschmeidig.
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  5. Viel Erfahrung ist nötig für ein exaktes und faltenfreies Beziehen.
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  6. Stimmt die Position, wird der Bezug an der Wanne festgetackert.
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  7. Letzte Feinkorrekturen mit Hilfe des Heißluftföns.
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  8. Geprüft und für gut befunden: Nach der Montage kommt die Endkontorlle.
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  9. Das Beziehen der Touratech Sitzbänke ist klassisches Sattlerhandwerk.
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