Motorradreise in Kroatien von Michal Hoyer - Jedne ćevapčiće molim: Einmal Ćevapcici bitte…
Bevor die motorradfreie Winterzeit beginnt, entscheide ich mich, Mitte Oktober den Schreibtisch gegen den Motorradanzug zu tauschen und Reise mit einer GS1250 in den Norden von Kroatien. Offroad und Kultur stehen auf dem Programm.
Rijeka, die drittgrößte Stadt Kroatiens, ist ein faszinierendes Reiseziel an der Adriaküste. Mit ihrem reichen maritimen Erbe und einer lebendigen Kultur zieht die Stadt Besucher aus aller Welt an. Die historische Altstadt, geprägt von barocken und neoklassizistischen Gebäuden, lädt zum Bummeln ein. Besonders eindrucksvoll ist die Kathedrale des Heiligen Vitus, die über der Stadt thront und einen atemberaubenden Blick auf das Umland bietet.
Der Hafen von Rijeka ist einer der größten der Adria und spielt eine zentrale Rolle im Leben der Stadt. Hier findet man zahlreiche Cafés und Restaurants, die köstliche lokale Spezialitäten anbieten, wie frischen Fisch und Wein. Jedes Jahr im Februar lockt der Rijeker Karneval mit farbenfrohen Paraden und lebhaften Feierlichkeiten, die die Stadt in ein Fest der Lebensfreude verwandeln.
Kulturinteressierte sollten das kroatische Nationaltheater besuchen, das nicht nur architektonisch beeindruckend ist, sondern auch ein abwechslungsreiches Programm bietet. Naturliebhaber können die nahegelegenen Učka-Berge erkunden, die zahlreiche Wander- und Radwege bieten. Rijeka ist ein verstecktes Juwel, das Geschichte, Kultur und Natur auf wunderbare Weise vereint.
Opatija, oft als die „Perle der Adria“ bezeichnet, ist ein elegantes Küstenstädtchen in Kroatien, das für seine beeindruckende Architektur und traumhaften Küstenpromenaden bekannt ist. Die Stadt hat eine reiche Geschichte als Kurort und zieht Besucher mit ihren historischen Villen und wunderschönen Gärten an. Besonders beliebt ist die lange Lungomare-Promenade, die sich entlang des glitzernden Meeres schlängelt und atemberaubende Ausblicke bietet. Kulinarisch verwöhnt Opatija mit einer Vielzahl von Restaurants, die frische Meeresfrüchte und traditionelle kroatische Gerichte servieren. Mit ihrem milden Klima und dem charmanten Ambiente ist Opatija das perfekte Ziel für einen erholsamen Urlaub.
Meine erste Route, die ich in Kroatien in Angriff nehme, ist gleich ein Highlight. Von der Küstenstraße geht eine kleine geteerte Straße in Richtung des Učka-Gebirges, der ich folge. An einzelnen Häusern am Hang vorbei schlängelt sich der Weg bergauf. An einer Gabelung wird aus dem Sträßchen ein Schotterweg. Der breite und gut ausgebaute Schotterweg wird nun steiler (ca. 14 %). Nach einigen Kilometern erreiche ich den ersten Bergkamm. Die Strecke windet sich durch die Hochebene. Und immer wieder erhält man auf dieser Tour fantastische Weit- und Ausblicke. Die Küste Kroatiens wird nicht umsonst von vielen Touristen heiß geliebt. Hier, weit oberhalb der legendären Küstenstraße, hat man seine Ruhe und kann die Natur ganz ungestört genießen. Zumal zu dieser Jahreszeit. Ich bin im Spätherbst – dem Indian Summer – in Kroatien unterwegs. Von Massentourismus ist hier nichts mehr zu spüren. Weiter geht die Fahrt entlang der Küstenstraße nach Labin.
Am Nachmittag starte ich meine nächste Tour in Labin, dem historischen Städtchen an der Ostküste Kroatiens. Die Luft war klar und sonnendurchflutet, und das Geräusch des Motorrads erfüllt die engen Gassen. Mein Ziel: Skitača, ein kleines, verstecktes Paradies in den Bergen. Der erste Teil dieser wunderbaren Offroad-Tour führte mich durch malerische Landschaft, vorbei an Olivenhainen und sanften Hügeln. Die unbefestigten Wege forderten immer wieder meine Fahrkünste heraus, und ich genoss die Freiheit des Offroadfahrens. Nach einer Stunde voller Adrenalin und Staub legte ich eine kurze Pause am Meer ein.
Ich parkte das Motorrad in der Nähe einer kleinen Bucht. Die Wellen schwappten sanft gegen die Felsen, und der Blick auf die Küste war einfach atemberaubend.
Der Weg nach Skitača führte mich durch dichte Wälder und über steinige Pisten. Die Landschaft veränderte sich, und ich wurde von der Natur umgeben, die mich mit ihren Farben und Gerüchen verzauberte. Schließlich erreichte ich mein Ziel, das von einem Hauch von Abenteuer und Freiheit geprägt war.
Zurück in Labin parkte ich mein Moped auf dem vollen Marktplatz, direkt vor einem Straßencafé, und genoss die spätherbstliche Sonne bei einem wunderbar leckeren Stück Schoko-Kuchen und einem perfekten Kaffee.
Zum guten Tagesabschluss entscheide ich mich noch für eine kurze Offroad-Runde im Učka-Gebirge. Diese Offroad-Motorrad-Runde durch den Učka-Nationalpark in Kroatien ist ein echtes Abenteuer. Die kurvenreichen Pisten schlängeln sich durch dichte Wälder und bieten atemberaubende Ausblicke auf die Kvarner-Bucht. Der Geruch von frischem Holz und Wildblumen begleitet mich, während ich über steinige Wege und herausfordernde Anstiege fahre. Unterwegs halte ich an versteckten Aussichtspunkten, wo die Landschaft mich in Staunen versetzt. Die Mischung aus Nervenkitzel und Naturerlebnis macht diese Tour unvergesslich! Generell kann man sagen, dass in Kroatien die Offroad-Trails eine besondere Herausforderung darstellen. Wirklich grober – häufig sehr tiefer Schotter - fordern sowohl dem Motorrad als auch dem Fahrer viel ab. Was häufig als lieblicher Trail beginnt, wird nach weniger Kilometern zu einer echten Plackerei. Ich staune immer wieder, wie die große Reise-Enduro, ausgestattet mit Touratech-Fahrwerk, quasi wie auf Schienen steile Auffahrten meistert.
Ich mag es sehr, im goldenen Oktober, bevor die Tage kürzer werde, noch einmal die Offroad-Gene hüpfen zu lassen. So starte ich am nächsten Tag in Drašnice. Das Wetter ist perfekt und die herbstlichen Farben der Laubbäume strahlen in leuchtenden Tönen. Die ersten Kilometer führen mich durch sanfte Hügel, die Luft ist frisch und klar. Mein Ziel ist eine verlassene Militärstation auf dem Guslica. Der Weg dorthin ist ein Mix aus kurvigen Pisten und schmalen Trails, die von buntem Laub gesäumt sind. Ich genieße die Freiheit des Offroad-Fahrens und die Abgeschiedenheit der Landschaft.
An der Militärstation angekommen, spüre ich die Geister der Vergangenheit. Die Gebäude sind verwittert, doch die Aussicht ist spektakulär. Nach einer kurzen Pause setze ich meine Tour fort. Schließlich fahre ich auf ein Militärsträßchen entlang der slowenischen Grenze. Die ruhige Umgebung und die sanften Hügel lassen mich die Hektik des Alltags vergessen. Der Tag endet mit einem letzten Blick auf die untergehende Sonne, welche die Landschaft in goldenes Licht taucht. Es war ein unvergessliches Abenteuer, das die Schönheit und Geschichte Kroatiens perfekt vereint! Den Abend verbringe ich auf der Insel Krk und plane die nächste Tour in einem wunderbaren Restaurant, direkt am Hafen der Ortschaft Krk, auf der gleichnamigen Insel.
Die nächste Tour soll mir alles abverlangen, was nur möglich ist. Ganz vergnüglich beginnt dieser Offroad-Trail hoch über der Meeresküste bei Hreljin. Zunächst auf einem einspurigen Asphalt-Band schlängelt sich der Weg durch die Berge und gibt den Blick immer wieder auf die kroatische Küste frei. Eigentlich ist dieser Tour bis fast zum Ende eher unspektakulär. Auf den letzten zwei Kilometern wird mir dann aber alles abgefordert. Auf durchschnittlich 14 % Gefälle benötige ich fast drei Stunden Zeit, um den Boliden sicher nach Franivici zu bringen. Keinen einzigen Meter bin ich gefahren. Immer die Füßchen auf dem Boden und immer Zentimeter für Zentimeter nach unten. Zum Schluss war es so steil, dass ich sogar den Motor und die Zündung ausmachen musste und wie ein Häschen die letzten 400 Meter bis zum sicheren Asphalt den Berg hinunter gehoppelt bin.
Wie wohltuend die Pause dann in Dramlj, mit einer riesigen Portion Ćevapcici und einem kühlen Getränk. Diese kleinen, würzigen Rinderhackfleischröllchen sind eine der beliebtesten Spezialitäten in Kroatien und auf dem Balkan. Sie werden traditionell auf dem Grill zubereitet und oft mit einem frischen Fladenbrot serviert, begleitet von Zwiebeln und roter Paprikapaste. Dieses köstliche Gericht spiegelt die herzliche Gastfreundschaft der Region wider und ist ein Muss für jeden Besucher.
So gestärkt starte ich zu meiner letzten Offroadrunde durch den Märchenwald. Die dichten Bäume und mystischen Pfade umgaben mich, während ich über unbefestigte Wege fuhr. Ein Höhepunkt der Tour waren die 26 Monolithen von Matić, die als eindrucksvolle Kunstwerke auf einer großen Lichtung stehen. Diese steinernen Riesen erzählen die Geschichte der Region und sind Symbol der 26 erfrorenen Partisanen der 13. Division Primorje-Gorski Kotar, die während eines Nachtmarsches, am 20. Februar 1944, aufgrund extrem niedriger Temperaturen erfroren. Ich bin froh, dass mich die warme Herbstsonne auf dem Weg zurück auf Insel Krk begleitet.
Wie so häufig in diesem Jahr schlug das Wetter unberechenbare Kapriolen. Obwohl die längerfristige Wetterprognose gutes Reisewetter für Kroatien vorausgesagt hatte, zog sich nun am Mittelmeer eine große Gewitterzelle zusammen, die für die nächsten vier Tage viele Herbststürme und ergiebige Regenfällt voraussagte. So verzurrte ich am kommenden Tag das Gepäck, machte an meinem Motorrad-Anzug Compagnero die Schotten dicht und machte mich auf die 1000 Kilometer lange Heimfahrt. Ziemlich geschafft kam ich dann am Abend im Schwarzwald an, müde von der langen Autobahn-Heimfahrt mit rund 700 Regen-Kilometern, aber trocken. Einmal mehr bin ich den Designern und Entwicklern von Touratech dankbar für diesen tollen Motorrad-Anzug. Eines ist klar – das war für die Saison 2024 meine letzte Moped-Tour. Nun kommen die kurzen Tage mit den langen Nächten, in denen ich bestimmt immer wieder an meine großartigen Offroad-Reisen in diesem Jahr denken werde. Zbogom Hrvatska: Auf Wiedersehen Kroatien