Mit dem Motorrad in Franken: Das ist sind abwechslungsreiche Touren, mit motorradfreundlichen Gastgebern und genussvollen Stunden.
Betrachtet man die Europakarte und nimmt den Norden Bayerns unter die Lupe, erkennt man, dass dieser Landesteil exakt in der Mitte Europas liegt. Dieser Landesteil nennt sich Franken. Politisch zum Bundesland Bayern gehörig, aufgeteilt in die Regierungsbezirke Mittel-, Ober- und Unterfranken. Man sollte jedoch niemals den Fehler machen und einen Franken als Bayern bezeichnen. Das kann böse ausgehen. Denn die Franken legen größten Wert darauf, ein eigenständiges Volk zu sein. Wer eine Motorradtour durch Franken unternimmt, darf das keinesfalls vergessen.
Franken ist landschaftlich eine Region der Gegensätze. Steter Wechsel bestimmt die Szenarien, die sich dem Besucher bei einer Motorradtour durch Franken bieten. Mal weich, mal kantig, mal offen, mal eng, mal eben, mal steil. Das liegt daran, dass Franken höchst abwechslungsreiche Landschaften aufweist und ideal für genussvolle Fahrten auf kleinsten Sträßchen und Wegen durch Weinberge verspricht. Auf der einen Seite die Mittelgebirge wie Frankenwald, Steigerwald, Fränkische Schweiz, Fichtelgebirge, Hassberge sowie Teile der Rhön und des Spessarts. Auf der anderen Seite die Ebenen und Flusstäler wie das Obere Maintal, das Coburger Land, das Fränkische Seenland oder das Altmühltal. Diese Unterschiedlichkeit zaubert uns Motorradfahrern ein breites Grinsen unter den Helm.
Ausgangspunkt meiner Touren durch Franken ist das willkürlich gewählte Volkach am Main, das sich als echter Juwel entpuppt. Am ersten Tag starte ich hier meine Tour entlang des Main nach Schweinfurt und weiter nach Bamberg. Dieser Fluss mäandert durch viele kleine Ortschaften und es ist fast immer möglich ganz dicht am Ufergewässer bzw. durch die wunderbaren Weinberge zu fahren. Interessant sind immer wieder die Main-Schleusen, in denen sowohl große als auch kleine Schiffe die durch Menschhand erschaffenen schiffbaren Höhenunterschiede, meistern.
Eine Motorradtour durch Franken ist eine Offenbarung für Genießen. Einen Genuss ganz anderer Art kann man abends nach der Motorradtour durch Franken genießen – den Biergenuss. Franken ist nämlich Bierbrauer-Land. Kaum fassbare 380 Brauereien stellen hier ihr eigenen Bier her. Bis Mitte der 1960er-Jahre besaß Franken sogar die höchste Bierbrauerdichte der Welt. Ich selbst bin ja nicht so der Biertrinker – mir mundet der Rebensaft deutlich besser. Und wer kein Biertrinker ist, wird auf seiner Motorradtour durch Franken ebenso glücklich – schließlich ist Franken auch Weinland. Seit 1.200 Jahre wachsen hier Weinreben. An ihnen hängen meist Trauben der Sorten Müller-Thurgau, Riesling und Spätburgunder. Abgefüllt wird der Wein in den charakteristischen Bocksbeutelflaschen. Kennzeichen ist ihr runder Bauch.
Der nächste Tag steht im Zeichen einer ausgewachsenen Tour mit Glücksgarantie durch die fränkischen Haßberge. Dieser Mittelgebirgszug zwischen Schweinfurt und Bamberg in Unterfranken und Oberfranken, nördlich des Mains. Das Hügelland wird durch das Maintal von seinem Schwestergebirge, dem Steigerwald getrennt. Die Randhöhen beider Waldgebirge fallen steil zum Main hin ab. Hier haben die Straßenbauer gute Laune und wirklich großartige Arbeit geleistet. Diesen landschaftlich wahrlich sehr schönen Mittelgebirgszug durchkreuzen unzählige Fahrwege und kleinste Sträßchen, die jedes Bikerherz höher schlagen lassen. Besonders hübsch ist das fränkische Städtchen Königsberg. Hier scheint die Zeit fürwahr stehen geblieben zu sein. Ein fantastischer Marktplatz sowie enge verwinkelte Gassen laden zum genüsslichen Spaziergang ein. Weiter geht die Reise – nun wieder am Main entlang – in Richtung Karlstadt. Hier hat mein Interesse ein besonderes Museum geweckt: Das erste und einzige fränkische Wein-Karikaturen-Museum der Welt mit Bildern so leicht und lustig wie der Frankenwein. Da schwipsen die Netzhäute! Erfunden und eingerichtet von dem Karlstädter Karikaturist und Schnellzeichner Carlo Dernbach. Ich treffe mich am späten Nachmittag mit dem sympathischen Franken, der mir voller stolz sein Museum zeigt. Und da Carlo wirklich sehr treffend und schnell zeichnen kann hat binnen von wenigen Minuten ein adäquates Bild von mir und dem Moped (Aprilla 660 equipped bei Touratech) gezeichnet. Weitere Informationen https://wein-karikaturen-museum.de/
Bei dieser Gelegenheit lerne ich dann auch noch den begnadeten und kunstfertigen Brillenoptiker Ludwig Rosenberger kennen. Dieser sehr geschickte und pragmatische Optiker-Meister fertig seit vielen Jahren die motogoggles-Brillen - nicht nur - für Biker. Entwickelt werden diese Brillen aus Komponenten von ausschließlich deutschen Kleinbetrieben. Es entstehen in seiner Werkstatt in Karstadt Meisterwerke in Kleinstserie. Die Brillen zeichnen sich durch Stil, Stabilität und Individualität aus. Durch die Kleinstserienfertigung ist Meister Rosenberger auch imstande, das Wunschmodell nach Maß zu gestalten. So etwas habe ich mir gegönnt. Und ich muss schon sagen – eine auf genau meine Kopfform hin konzipierte und produzierte Sonnenbrille mit selbsttönenden Gläsern mit Sehhilfe ist schon eine feine Sache. Das passt dann genauso so gut von der Passform wie der Helm – und da ist schließlich auch jedem klar, dass es da mehr als nur eine Größe gibt. Individuell lassen sich bei der Brille auf Wunsch die Glasgröße, Nasenform und Nasenweite, Bügellänge, Randdicke und Glasform ganz nach Belieben verändern. Billig ist die Brille nicht – dafür ist sie aber perfekt. Dazu gibt es dann ein handgemachten Echtlederetui, bei dem das Leder früher einmal ein Motorradanzug war. Auch hier ist der individuelle Nachhaltigkeitsgedanke deutlich spürbar. Weitere Informationen https://www.motogoggles.de/
An meinem dritten Tag durch Franken leitet mich der Optiker-Meister Rosenberger höchst selbst durch seine Heimat. Früh starten wir in Karstadt und unser erster Zwischenstopp ist nur wenige Kilometer weiter im benachbarten Eußenheim. Dort zeigt mir der Winzer in zweiter Generation Klaus Höfling sein Weingut. Prachtvolle Weine werden hier angebaut und gekeltert. Ich bedaure sehr, dass es noch so früh am Tag ist und ich als Motorradfahrer mit Null-Promille fahre. Gerne würde ich jetzt den ein oder anderen Tropfen probieren. Klaus Höfling ist Winzer aus Leidenschaft. Er baut verschiedene Sorten auf einer großen Fläche an und ist mehrfach prämiert. Gerne nehme ich ein paar Fläschchen mit, um sie dann in Ruhe und mit viel Muße zu Hause zu genießen. Apropos „genießen“ – die heutige Tour mit meinem Guide und neuen Freund Ludwig ist einzigartig. Wir passieren viele kleine Dörfer und Weiler auf dem Weg zur „Bayrischen Schanz“. Das ist einer dieser legendären Bikertreffs mit einem Wirtshaus im Spessart. Zurück geht die Fahrt über Hammelbug nach Volkach.
Tja – so ein verlängertes Wochenende neigt sich dem schnell dem Ende entgegen. Auf der Heimfahrt zurück in den Schwarzwald schlängele ich mich noch einmal so richtig dicht am Main entlang bis Würzburg. Diese pulsierende Stadt ist in jedem Fall einen Besuch wert. In der Altstadt sowie auf den Main-Brücken pulsiert das Leben.
Der alte Spruch, man kennt die Heimat viel zu wenig, bewahrheitet sich wieder einmal. Franken liegt sehr zentral in Europa und ist immer eine Tour wert. Eben eine Bocksbeutel-Tour.
Wenn er nicht gerade dabei ist, als Redner, Berater, Autor und Coach zu arbeiten, verbringt Michael Hoyer seine Zeit am liebsten in der Natur. Entweder genießt der Villingen-Schwenninger die gemeinsame Zeit mit seiner Frau und Hündin Chiara in seiner Heimat, dem Schwarzwald. Oder er ist mit seinem Motorrad in ganz Europa unterwegs. Geteerte Straßen sind für ihn dabei eher die Ausnahme. Denn bei dem passionierten Off-Road-Fahrer beginnt die Herausforderung erst da, wo andere bereits an ihr Limit gelangen. Immer mit dabei: die Kamera. Denn Hoyer hat begriffen, dass das Glück aus vielen einzelnen, besonderen Momenten besteht. Jene besonderen Augenblicke, an die er sich später gerne erinnert und die ihm immer wieder ein Lachen ins Gesicht zaubern.
