REISE | Oregon Backcountry Discovery Route

REISE | Oregon Backcountry Discovery Route

Von Süd nach Nord zieht sich die Oregon Backcountry Discovery Route durch die abwechslungsreichen Landschaften des Bundesstaates im pazifischen Nordwesten der USA.  Adventure Rider müssen sich auf lange Etappen ohne Versorgungsmöglichkeit sowie fahrtechnische Herausforderungen gefasst machen.

Die Oregon BDR ist eine der am sehnsüchtigst erwarteten Back Country Discovery Routen. Sie erstreckt sich über 1100 Kilometer und ist in sieben Abschnitte gegliedert, auf denen von knapp 100 bis fast 250 Kilometern zwischen zwei Tankstopps bewältigt werden müssen.

Die Route beginnt in der winzigen Stadt Denio Junction, Nevada, und endet in den Hügeln von Hood River, Oregon, an den Ufern des Columbia River. Nach fast fünf Jahren Scouting-Arbeit ist die Strecke nun reif für die Veröffentlichung. Die ­ORBDR bietet nicht nur ein einzigartiges Offroad-Abenteuer für Motorradreisende, sondern bildet auch in perfekter Weise die landschaftliche Vielfalt des Bundesstaates ab.

Die anspruchsvolle Strecke beginnt in der Hochwüste im Süden, führt durch Ponderosa-Kiefernwälder mit bizarren Lavafelsen in Zentral-Oregon und endet im Kaskadengebirge mit seinen wunderschönen Douglasienwäldern, Vulkangipfeln, Flüssen und Seen.


Die Verhältnisse der Pisten und Wege fordern die Fahrer entlang der gesamten Strecke heraus.

Abschnitt 1: Denio Junction bis Plush

Der Begriff »Abgeschiedenheit« charakterisiert den ersten Abschnitt der ORBDR wohl am besten. Unser Blick vom Beatys Butte, einer rund 1200 Meter hohen Anhöhe, schweift 360 Grad über die steppenartige, leicht hügelige Umgebung, ohne auch nur eine Spur menschlicher Aktivitäten zu erkennen. Auf unserer weiteren Fahrt durch das trockene Grasland beschränkt sich unser Kontakt mit der Zivilisation auf wenige abgelegene Rinderfarmen.

Die Route führt über Feldwege, die zuweilen recht steinig und anspruchsvoll sind. Später in der Saison, wenn die Temperaturen steigen und die Niederschläge seltener werden, können die Wege sandiger werden, mit losem Material, das fast den Vorderreifen verschluckt. Vorsichtige Fahrweise ist in dieser Einöde ohnehin angeraten.

Die Route in diesem Abschnitt führt weiter von der Zivilisation weg als die meisten anderen BDRs. Knapp 250 Kilometer muss die Reichweite der Maschinen betragen. Die Unterkünfte sind rustikal, selten und müssen weit im Voraus gebucht werden. Doch wir haben uns für wildes Camping entschieden.

In der ersten Nacht zelten wir an der Hart Mountain Hot Spring und genießen vor dem Schlafengehen ein entspannendes Bad in den Quellen – eine dringend benötigte Verjüngungskur für die bevorstehende Herausforderung des Fandango Canyon.



Großartige Aussicht von der optionalen Route zum Beatys Butte

Abschnitt 2: Plush bis Christmas Valley

Wir starten in der kleinen Stadt Plush, die ihren Namen von einem lokalen Kartenspiel erhielt, das hier im 19. Jahrhundert gespielt wurde, als die Stadt ein Zentrum für Rinder- und Schafzüchter war. Beim Verlassen der Stadt wechselt der Straßenzustand bald von asphaltiert über eine breite Schotterpiste hin zu einem groben und engen Weg, bei dem wir uns als Motorradfahrer für die obere oder untere Radspur entscheiden müssen.

Dieser steinige Trail führt uns in die Coyote Hills und hinunter in den Rabbit Canyon, dann entlang des nur saisonal wasserführenden Lake Abert. Je weiter nördlich wir der Sheep Rock Road und entlang dem Fandango Canyon vorankommen, desto anspruchsvoller wird der Untergrund. Lange Sandabschnitte werden immer wieder von technischen Felspassagen unterbrochen. Mit der Ankunft in Fandango haben wir das Schlimmste hinter uns und beginnen mit dem Abstieg ins Christmas Valley.


Die Fahrer löschen ihren Durst an einer Quelle

Abschnitt 3: Christmas Valley nach Sunriver

Unser Aufenthalt im Lakeside Motel in Christmas Valley war eine willkommene Erholung von der anstrengenden Etappe des Vortages. Die unzähligen Felsen und Steine, die wir überrollten, bescherten uns nicht nur einen Platten, sondern beschädigten auch einen Vorderreifen so stark, dass wir ihn vor dem Start tauschen müssen.


Saubere Navigation ist nötig, um auf dem richtigen Track zu bleiben

Die Landschaft ändert sich, sobald man das Christmas Valley verlässt. Duftende Wacholderbäume und riesige Ponderosa-Kiefern säumen die Piste aus rotem Vulkangestein.

Dieser dritte Abschnitt bietet zwei Varianten, die beide wert sind, befahren zu werden. Das Pine Mountain Observatory ist ein lohnender Zwischenstopp für Sternengucker oder diejenigen, die einen tollen Campingplatz mit grandiosem Ausblick suchen. Der Abstecher zum Newberry National Volcanic Monument hingegen überrascht mit zwei glitzernden Seen in einer Caldera, die durch vulkanische Aktivitäten entstanden sind. An diesen unberührten Seen kann man sowohl campen als auch recht komfortabel in Hütten übernachten.

Das letzte Stück nach Sunriver ist einer der spaßigsten Abschnitte auf der ganzen Strecke, der uns mit seinen zahlreichen Steilkurven an eine Bobbahn für Motorräder erinnert.


Beeindruckende Bergkulisse im nördlichen Teil

Abschnitt 4: Von Sunriver nach Sisters

Das beruhigende Rauschen des Deschutes River weckt uns am vierten Tag unserer Fahrt entlang der ORBDR. Mit nur gut 100 Kilometern erwartet uns heute der kürzeste Abschnitt der Route. Doch was ihm an Länge fehlt, macht er durch seine Schönheit und die fahrerischen Herausforderungen mehr als wett – vor allem auf dem optionalen, anspruchsvollen Abschnitt hinauf zum Gipfel des Three Creek Butte mit Blick auf schneebedeckte Vulkane.

Die Stadt Sisters ist nach den nahe gelegenen Three Sisters Mountains benannt. Es ist eine Westernstadt mit großartigem Essen, einigen netten Unterkünften und der Möglichkeit, in einem Motorradgeschäft bei Bedarf Ersatzteile zu kaufen.


Bizarre Lichtspiele in einem unterirdischen Lavatunnel

Abschnitt 5: Sisters nach Detroit

Auf diesem Streckenabschnitt ändern Klima und Landschaftsbild abermals ihren Charakter – die Hitze und die Trockenheit des Südens weichen, je näher wir dem Kaskadengebirge kommen. Mit großem Staunen erkunden wir die Skylight Cave, in der sich einst ein unterirdischer Lava­strom ergoss, durch ehemalige Schlote fallen Säulen wie aus himmlischem Licht in die Dunkelheit.


Schroffe und abgelegene ­Canyonlandschaften bedienen alle Klischees vom Wilden Westen

Schon bald fasziniert uns der Anblick der schneebedeckten, zerklüfteten Viertausender, sofern wir unseren Blick von der schwierigen Piste lösen können, denn tiefer Sand, Felsstufen und loses Vulkangestein erfordern unsere volle Konzentration.


Offene Pistenabschnitte laden zu flotter Gangart ein

Abschnitt 6: Detroit bis Government Camp

Die Geschichte von Detroit, OR, ist eine Geschichte des Unglücks, des Überlebens und der Wiedergeburt, denn die Stadt wurde von einem der verheerendsten Waldbrände, die 2020 in Oregon wüteten, getroffen. Die Stadt befindet sich noch immer im Wiederaufbau, der sicher noch viele Jahre dauern wird. Einige Teile von Abschnitt 6 der ORBDR werden noch mindestens einige Jahre lang gesperrt bleiben, da die Aufräumarbeiten noch im Gange sind.

Einer der besten Aspekte des BDR-Konzepts ist der positive wirtschaftliche Einfluss, den die Motorradreisenden auf kleine Städte haben, die sich in einer schwierige Lage befinden. Durch den Kauf von Vorräten und Benzin oder einen Restaurantbesuch bringen die Adventure Rider Geld in strukturschwache Gebiete. Und bei Städten wie Detroit machen ein paar Dollar oft einen großen Unterschied.


Immer wieder bekommen wir es mit Vulkangestein in den unterschiedlichsten Korngrößen zu tun

Als wir tiefer in das dichte Grün des Waldes vordringen, sind wir das erste Mal auf dieser Tour mit Schlamm konfrontiert. Tiefe, breite, reifenverschluckende Schlammflächen liegen vor uns, und Wasserlöcher, angesichts derer wir uns mehr als einmal fragen, ob Schwung und Nerven reichen werden, das andere Ufer zu erreichen.

Abschnitt 7: Government Camp nach Hood River

Der letzte Abschnitt der ORBDR beginnt mit einem eindrucksvollen Blick auf den höchsten Berg Oregons. Mit einer Höhe von über 3000 Metern dominiert der Mt. Hood die Skyline. Ein Halt am White River Sno-Park gibt uns die Möglichkeit, dieses gewaltige Massiv in seiner ganzen schneebedeckten Schönheit zu bewundern.


Mit der Barlow Road wurde das Kaskaden-Gebirge ab 1846 erschlossen

Die Barlow Wagon Road, eine Straße, die Mitte des 19. Jahrhunderts von Auswanderern befahren wurde, regt die Fantasie an und bietet die Möglichkeit, auf dem historischen Oregon Trail zu reisen.

Die Bennett Pass Road, die in den 1930er Jahren gebaut wurde, um die High Prairie Forest Service Guard Station zu erreichen, ist schmal, felsig und anspruchsvoll. Unsere Aufmerksamkeit wird ständig zwischen dem technischen Fahren, der atemberaubenden Aussicht auf Mt. Hood und dem üppigen Wald ringsherum hin- und hergerissen.

Mit dem Mt. Hood im Rücken und dem Mt. Adams vor uns geht es hinunter nach Hood River und schließlich zum mächtigen Columbia River. Das nördliche Ende der Oregon BDR entlässt uns mit einer letzten Erinnerung an die intensive Schönheit des pazifischen Nordwestens, die wir alle erhalten und schützen sollten. Schließlich ist es das vorrangige Ziel von BDR, unser Privileg zu bewahren, mit dem Motorrad abseits ausgetretener Routen zu fahren.


In den Hochlagen auf den nördlichen Etappen wird es abends frisch

Das Team

Eine illustre Runde hat mit Adventure Bikes der unterschiedlichsten Klassen die Oregon-BDR unter die Stollen genommen: Tim James, BDR Board President, Iain Glynn, Chief Riding Officer bei Touratech-USA, Bryce Stevens, BDR Mitgründer und Co-Planer der ORBDR-Route, Nathan Fant, BDR-Botschafter, Co-Planer der ORBDR-Route und Autor dieser Reportage, Tobias Wachter, Managing Director & Eigentümer von Edelweiss Bike Travel, Ashley Myhre, Mosko Moto Markenbotschafterin, Ricardo Rodriguez, Leitender Motorrad-Instruktor, BMW Performance Center (von links nach rechts)


Weites Land prägt die südlichen Abschnitte der ORBDR

Über Backcountry Discovery Routes (BDR)


Traumhafte Plätze zum Campen gibt es allenthalben

www.RideBDR.com



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