Abenteuer auf zwei Rädern auf dem Apennin: On- und Offroad

Abenteuer auf zwei Rädern auf dem Apennin: On- und Offroad

Nach Stunden durch Hügelland erreiche ich San Leo – kein Etappenziel, sondern ein Ereignis. Auf einem spektakulären Felsen thront die Festung, einst von Dante und Cagliostro bewundert. Der steile, kurvige Aufstieg und die kleinen, teils gepflasterten Straßen machen klar: Hier ist Geschichte spürbar. Wer mit dem Motorrad unterwegs ist, sollte die Panoramen, Mauern und Blicke in die Ferne genießen – San Leo ist das Kronjuwel der Tour.

Südwärts geht es durch Orte wie Maiolo und Casteldelci, vorbei an winzigen Bergdörfern. Immer wieder Offroad: Feldwege, Waldpisten, technisch fordernd, aber machbar. Ständig wechsele ich zwischen Emilia-Romagna, Toskana und Umbrien – jeder Bergrücken bringt eine neue Atmosphäre.

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Ab Verghereto folgt der Anstieg: kurviger Asphalt, Schotter, dann die nebelige Passhöhe auf 1.173 Metern. Abfahrt in die Toskana, durch Badia Prataglia und hinunter nach Pian del Ponte. Kastanienwälder, Geröllpassagen und kleine Bäche machen diesen Abschnitt besonders reizvoll.

Ein spiritueller Höhepunkt ist das Kloster von Chiusi della Verna, in dem Franz von Assisi seine Stigmata empfing. Es ist erreichbar über ruhige Asphaltstraßen oder echte Schotterpisten.

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Nach einer kurzen Pause am Lago di Montedoglio geht es über einsame Strecken nach Monte Santa Maria Tiberina – mittelalterlicher Charme, perfekter Espresso. Letzte Rast in San Scondo, dann das Ziel: Perugia, lebendig und kulturell reich.

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Diese Tour ist kein Sonntagsausflug, sondern ein Abenteuer voller Staub, Kurven und Geschichte – durch drei Regionen Mittelitaliens. Und San Leo? Bleibt unvergesslich.

Mit dem Motorrad durch Umbrien und das Herz des Apennin

Ich starte früh morgens in Perugia, die Stadt noch verschlafen, die Straßen leer – genau richtig für einen ersten sanften Ritt durchs umbrische Hügelland. Das Bike schnurrt, die Sonne bricht durch den Frühnebel. Hinter Foligno wird’s langsam spannender. Die Straßen werden kurviger, die Landschaft rauer. Ich nehme die Route Richtung Muccia – kleinste Dörfer, endlose Olivenhaine und zwischendurch erste Schotterpassagen, auf denen ich meine Enduro ein wenig tanzen lasse.

Ab Visso tauche ich ein in den Nationalpark der Monti Sibillini – was für ein gewaltiges Stück Natur! Schroffe Felsflanken, tiefe Schluchten und ein Gefühl völliger Freiheit. Ich weiche hier öfter von der Straße ab, folge einem alten Forstweg, der mich auf einen Bergrücken führt. Dort stehe ich eine Weile, der Wind pfeift mir um die Ohren, weit unten funkelt ein kleiner See in der Sonne. Kein Mensch. Nur ich, das Motorrad, der Berg.

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Durch das vom Erdbeben schwer gezeichnete, aber faszinierende Norcia fahre ich weiter nach Cascia. Der Asphalt ist wieder besser, aber ich nehme einen alten Militärpfad Richtung Monteleone di Spoleto – anspruchsvoll, aber machbar. Das Panorama entschädigt für jedes Gerüttel. Im kleinen Bergdorf mache ich Pause. Espresso, Blick ins Tal, tief durchatmen.

Dann beginnt das, worauf ich mich die ganze Tour gefreut habe: der Weg über Leonessa hinauf zum Monte Terminillo. Die Straße windet sich in engen Serpentinen nach oben, die Luft wird kühler, der Wald dichter. Plötzlich weitet sich das Gelände – alpine Hochweiden, schroffe Gipfel, Nebelfetzen, die über die Kämme ziehen. Ich fahre weiter bis zur Passhöhe – 2.217 Meter ist der höchste Punkt. Ich parke, ziehe den Helm ab, und stehe sprachlos da.

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Der Monte Terminillo ist nicht einfach nur ein Berg – er ist ein Monument. Wild, schroff, majestätisch. Von hier oben sehe ich fast bis Rom. Steile Hänge, grüne Täler, kahle Felskuppen – und absolute Ruhe. Nur das Knacken des heißen Motors im Wind.

Die Abfahrt nach Rieti ist spektakulär. Enge Kehren, lange Geraden, mal Asphalt, mal loser Untergrund – genau die Mischung, die ich liebe. Unten angekommen bin ich staubig, müde – und sehr zufrieden.

Eine Tour wie diese ist mehr als nur Motorradfahren. Es ist ein Eintauchen in Natur, Geschichte und die wilde Seele Mittelitaliens.

Kreuz und quer durch die Abruzzen – Auf den Spuren der Freiheit

Ich starte meine Tour in Rieti, früh am Morgen. Die Luft ist frisch, die Straßen noch leer, und mein Motorrad ist bereit für ein paar unvergessliche Stunden in einem der wildesten Winkel Italiens. Mein Ziel: der Campo Imperatore – die „Kleine Tibet“ genannte Hochebene am Fuße des Gran Sasso. Aber zuerst lasse ich mich von sanften Hügeln und glitzernden Seen verzaubern.

Am Lago del Salto halte ich kurz an. Der See liegt still da, eingebettet in sattgrüne Hügel. Es ist friedlich, fast meditativ – aber mein Gasgriff juckt. Ich fahre weiter, der Asphalt schraubt sich durch kleine Dörfer und enge Kurven nach Osten. Die Straße ist gut, aber ich biege immer wieder auf alte Nebenstrecken ab – schmale Asphaltbänder und lose Schotterpisten, auf denen die Enduro ihre Muskeln spielen lassen darf.

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Hinter L’Aquila, das ich mir für später aufhebe, geht es langsam bergauf. Die Landschaft verändert sich: Wälder lichten sich, die Bäume werden karger, der Blick weiter. Und dann – plötzlich – öffnet sich vor mir eine riesige Hochebene: Campo Imperatore.

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Ich halte an. Vor mir liegt eine fast surreale Landschaft. Eine weite Ebene auf über 1.800 Metern, gesäumt von zerklüfteten Gipfeln. Der Gran Sasso thront über allem, sein felsiger Kamm reckt sich in den Himmel wie das Rückgrat eines uralten Tieres. Die Straße verläuft schnurgerade durch die Ebene, wie ein Band in einer anderen Welt. Kein Verkehr, nur Wind, Weite und Wildpferde am Straßenrand.

Ein Stück oberhalb liegt das legendäre Hotel Campo Imperatore – brüchiger Beton, verblichener Putz, ein Ort voller Geschichte. Hier wurde Benito Mussolini 1943 gefangen gehalten, bis ihn ein waghalsiger Einsatz der Deutschen befreite. Ich stelle mir vor, wie er hier oben saß, abgeschnitten von der Welt, während sich das Schicksal Italiens neu schrieb. Heute wird das baufällige Hotel renoviert, aber es hat sich etwas von seiner kalten Monumentalität bewahrt.

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Ich fahre noch ein Stück Offroad über einen alten Militärpfad. Es wird ruppig, felsig, aber das Gefühl, hier oben fast allein zu sein, ist unbezahlbar. Der Ausblick: grenzenlos.

Später am Nachmittag rolle ich zurück nach L’Aquila. Die Stadt hat viel erlebt – das schwere Erdbeben 2009 hat tiefe Spuren hinterlassen. Aber sie lebt wieder. Ich schlendere durch die Gassen, vorbei an liebevoll restaurierten Palazzi und barocken Kirchen. In einem kleinen Café auf der Piazza nehme ich Platz, ein Espresso vor mir, der Gran Sasso im Abendlicht hinter mir.

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Diese Tour war nicht lang – aber intensiv. Sie hat alles, was Motorradfahren für mich bedeutet: Freiheit, Geschichte, Natur, Einsamkeit und das Gefühl, ein Teil von etwas Größerem zu sein.

Offroad auf zwei Rädern – Motorradabenteuer durch den Campo Imperatore

Die Morgensonne kroch gerade über die Gipfel der Gran Sasso-Berge, als ich in L’Aquila den Motor meiner Enduro startete. Vor mir lag eine Route, die mich nicht nur durch malerische Dörfer, sondern vor allem über staubige Pisten, steinige Kämme und einsame Hochebenen führen sollte – mitten durch das wilde Herz der Abruzzen.

Ich ließ die Stadt über kleine Nebenstraßen hinter mir und rollte gemächlich durch Paganica, ein verschlafenes Dorf, das noch im Schatten der Berge lag. Kurz danach bog ich auf einen alten Schotterweg ab – die Reifen gruben sich in den staubigen Untergrund, und ich spürte das vertraute Ruckeln im Lenker, das mir jedes Mal ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Der Weg wurde schmaler, felsiger – genau mein Terrain.

Nach einer steilen Auffahrt auf einem kaum instandgehaltenen Pfad öffnete sich plötzlich der Blick: Ich war auf dem Campo Imperatore, dieser gewaltigen Hochfläche auf über 1.800 Metern Höhe. Hier oben fuhr ich fast wie durch eine Mondlandschaft – endlose Weite, windzerzaustes Gras, und keine Menschenseele weit und breit. Der Wind riss an meiner Jacke, während ich langsam über die Schotterpiste rollte, um die Aussicht aufzusaugen. Das Gefühl von Freiheit war überwältigend.

Die Abfahrt nach Santo Stefano di Sessanio war ruppig. Ich stand die ganze Zeit auf den Rasten, mein Fahrwerk arbeitete hart. Tiefe Spurrillen und Geröll forderten meine volle Konzentration, aber das war genau das, was ich suchte. Unten im Dorf stellte ich die Maschine vor einem kleinen Café ab und gönnte mir einen wunderbaren Cappuccino mit einem Cornetti al Burro. Die alten Steinhäuser, der Duft nach Holzfeuer – hier fühlte sich alles wie aus der Zeit gefallen an.

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Statt der bequemen Straße nach Calascio nahm ich wieder die alte Piste entlang der Hänge. An manchen Stellen war der Weg kaum breiter als mein Lenker, von Felsen durchsetzt und stellenweise ausgewaschen. Immer wieder stoppte ich, um Fotos zu machen – vor allem als die mächtige Rocca Calascio in Sicht kam, thronend auf einem Felsrücken wie aus einem Film. Und das Beste: kein Tourist, kein Lärm, nur ich, mein Motorrad und der Wind.

Von dort führte mich der Weg weiter nach Castel del Monte – ein Abschnitt, der es in sich hatte. Die Strecke war technisch anspruchsvoll, mit wechselndem Untergrund, steilen Auf- und Abfahrten.

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Die letzte Etappe nach Penne wurde zur wilden Fahrt. Ich bekam den Tipp von einem Hirten, der mir eine kaum genutzte Route südlich des Lago di Penne zeigte. Der Weg war eine echte Herausforderung: schmale Pfade, felsige Stufen, enge Kehren, dazu ein paar tiefere Matschpassagen – alles, was das Enduro-Herz höherschlagen lässt. Ich war komplett im Flow, mein Hinterrad rutschte kontrolliert durch die Kurven, das Adrenalin tat sein Übriges.

Onroad durch die Abruzzen cruisen

Der Tag beginnt früh, die ersten Sonnenstrahlen schieben sich über die Hügel rund um Penne, und ich starte den Motor der R1250GS. Der Klang ist satt und vertraut – heute steht eine reine Onroad-Tour an, aber sie verspricht dennoch Kurven, Kulinarik und grandiose Landschaft. Schon kurz hinter Penne zieht sich die Straße durch endlose Olivenhaine, deren silbrig-grüne Blätter im Morgenlicht flirren. Es duftet nach mediterraner Erde, warmem Harz und Sommer.

Über Cepagatti geht es weiter Richtung Casoli – der Asphalt ist gut, wenig Verkehr, perfekte Bedingungen für entspanntes Cruisen. Hinter Casoli schraube ich mich langsam in die höheren Lagen. Die Luft wird frischer, und je näher ich dem Massiv des Monte Porrara komme, desto beeindruckender wird die Szenerie. Die GS liegt ruhig und satt in der Kurve – selbst auf den langen, offenen Bögen bleibt sie bei flotter Fahrt stets stabil.

Gegen Mittag erreiche ich Pescoconstanzo, ein charmantes Bergdorf mit Kopfsteinpflaster, engen Gassen und einer erstaunlichen Auswahl an kleinen Trattorien. Ich lasse mich auf einer Terrasse nieder – mit Blick auf die Berge – und bestelle Arrosticini. Frisch vom Grill, mit ein wenig Salz und einem Spritzer Zitronensaft – einfach himmlisch. Dazu gibt es leider kein Glas Montepulciano d’Abruzzo, sondern nur Wasser: Don’t drive and drink… In solchen Momenten spürt man: Das Leben auf zwei Rädern ist nicht nur Straße, sondern auch Genuss.

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Am Wegesrand sehe ich nun immer häufiger Warnhinweise auf Bären. Und tatsächlich – in den Abruzzen lebt der seltene Marsische Braunbär, der nur hier vorkommt. Er bewohnt vor allem den Nationalpark der Abruzzen, Latium und Molise, wo er in dichten Wäldern und abgelegenen Tälern heimisch ist. Trotz seines friedlichen Wesens gilt er als stark gefährdet – Schätzungen gehen von nur etwa 50 bis 60 Individuen in freier Wildbahn aus. Gesehen habe ich glücklicherweise und gleichzeitig bedauerlicherweise keinen…

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Ich suche immer ganz gezielt kleine und kleinste Wege bzw. Strässchen auf meinen Touren heraus. Und wenn man dann um eine Kurve herumtuckert, dann darf man nie überrascht sein, wenn ein Erdrutsch – der bestimmt schon vor Jahren stattgefunden hat, die Weiterfahrt unmöglich macht. Bedingt durch die Erdbeben in dieser Region ist das gar nicht so ungewöhnlich und so bleiben tatsächlich viele Fahrverbindungen buchstäblich auf der Strecke.

Gestärkt und voller Tatendrang nehme ich Kurs auf Castel di Sangro und dann weiter nach Villetta Barrea. Die Landschaft wird rauer, das Grün intensiver. Als ich mich dem Passo Godi nähere, beginnt der Teil des Tages, auf den ich mich besonders gefreut habe: enge Kurven, enge Serpentinen – hier lasse ich es richtig krachen. Die GS tanzt förmlich durch die Kehren, der Boxer bollert zufrieden, und ich bin im Flow. Der Blick zurück ins Tal zeigt ein sich windendes Band aus Asphalt – der perfekte Spielplatz für ein Motorrad wie dieses. Auf der Kurvenhatz hinauf zum Pass verfolgt mich ein Supersportler, der sich eng in die Kurven legt und mehrfach versucht mich zu überholen… Aber bei den Versuchen bleibt es. Auf langgezogenen Geraden fast vor der Passhöhe dreht er den Gashahn auf und überholt mich mit einem anerkennenden Kopfnicken. Wahrscheinlich hat er noch nicht viele Endouristen erlebt, die er nicht in den engen Serentinen hat kassieren können.

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Der nächste Stopp ist der Lago di Scanno, tiefblau und von Bergen eingerahmt. Ich halte kurz an, mache ein paar Fotos und genieße die Ruhe, bevor es über Anversa degli Abruzzi (und den wahrscheinlich 784. Espresso auf dieser Reise) weiter nach Sulmona geht. Hier wartet ein süßer Höhepunkt: Ich besuche die legendäre Pelino Confetto-Fabrik. Drinnen riecht es nach Mandeln, Zucker und Geschichte. Ich koste mich durch eine ganze Reihe von Confetti – die klassischen mit Mandelkern, aber auch moderne Varianten mit Pistazie oder dunkler Schokolade. Ich gebe zu: Mein Tankrucksack ist ab jetzt nicht nur mit der Fotoausrüstung, sondern auch mit Naschwerk gefüllt.

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Am späten Nachmittag setze ich mich wieder auf die GS, die Sonne steht tief, und ich fahre Richtung Passo San Leonardo. Die Straße ist schmal und zieht sich in weiten Bögen durch das Gebirge. Ich drehe den Gasgriff auf – die untergehende Sonne im Blick, die Schatten werden länger, das Licht goldener. Es ist dieser magische Moment des Tages, an dem alles zusammenkommt: Maschine, Natur, Fahrtwind und ein Gefühl tiefer Zufriedenheit.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreiche ich Caramanico Terme, mein heutiges Etappenziel. Die GS tuckert ein letztes Mal in den Stand, während ich den Helm abnehme und mir ein breites Grinsen nicht verkneifen kann.

Was für ein Tag.

Was für eine Strecke.

Was für eine schöne Landschaft

Durch das Herz der Abruzzen

Die Morgensonne tauchte Caramanico Terme in warmes Licht, als ich den Motor meiner 1250 GS startete. Der Duft von Pinien und feuchtem Gestein lag in der Luft – ein verheißungsvoller Beginn für eine Tour, die mich durch einige der ursprünglichsten und beeindruckendsten Ecken der Abruzzen führen sollte.

Die Strecke hinauf zum Passo San Leonardo war ein Genuss: enge Kurven, kühle Waldabschnitte und weite Blicke über das Majella-Massiv. Oben angekommen, machte ich kurz Halt. Nur das Brummen der Natur war zu hören – der perfekte Ort, um tief durchzuatmen und die Einsamkeit zu genießen.

Nach der Abfahrt führte mich der Weg hinab in die weite Ebene Richtung Sulmona. Die Stadt hatte ich ja schon gestern auf dem Schirm, doch erst jetzt begriff ich ihren Charme. In der historischen Altstadt parkte ich die Enduro und schlenderte durch die belebten Gassen. Auf der Piazza Garibaldi gönnte ich mir eine Pause im Café Europa – ein echtes Juwel. Der Capuccino war kräftig, die Atmosphäre lebendig, und der Blick auf die alten Palazzi einfach nur eindrucksvoll. Sulmona strahlt eine Gelassenheit aus, die sofort ansteckend ist – ich hätte stundenlang sitzen bleiben können.

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Aber das Abenteuer rief, also ging es weiter durch das grüne Tal nach Anversa degli Abruzzi und dann über den wilden Valico Olmo di Bobbi – ein kleiner, oft vergessener Pass mit grobem Asphalt und spektakulären Aussichten. Ab hier wurde die Landschaft rauer, einsamer – genau das Richtige für eine Enduro.

In Ortona dei Marsi legte ich einen kurzen Stopp ein, um Wasser aufzufüllen, bevor es weiterging Richtung Pescina und dann nach Celano. Dort wartete eine Überraschung: Am Straßenrand entdeckte ich eine alte Moto Guzzi 500 Falcone FT mit Seitenwagen, Baujahr 1954. Perfekt restauriert – ein rollendes Stück Geschichte! Natürlich kein Vergleich zur Hightech-BMW, auf der ich auf dem Apennin reise, aber in Sachen Stil und Charakter konnte die Falcone locker mithalten. Ein echter Hingucker, der wohl schon viele Abenteuer gesehen hat.

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Von Celano aus führte die Straße weiter durch das Gebirge, vorbei an Rocca di Cambio, dem höchstgelegenen Ort der Abruzzen, bis nach L’Aquila. Ein Blick nach oben verhieß nichts Gutes. Dicke fette Gewitterwolken brauten sich am Himmel zusammen. Also entscheide ich schnell über die Autobahn zu meinem heutigen Etappenziel Teramo zu „flitzen“. Hinter L’Aquila wartete der Tunnel – Gran Sasso, über 10 Kilometer unter dem mächtigen Gebirgsstock hindurch. Ein surrealer Abschnitt: Die BMW brummte monoton durch die beleuchtete Röhre, während draußen die Gipfel im Nebel verschwanden.

Dann: Teramo. Die Stadt begrüßte mich – oder besser gesagt: überschüttete mich – mit einem heftigen Regenguss. Die Tropfen prasselten auf Helm und Visier. Wieder einmal bin ich sehr froh, dass ich den wahrscheinlich besten Motorradanzug der Welt habe. Der Compaero von Touratech trotzt einfach jedem Wetter und ist absolut perfekt. Die Erlebnisse des Tages konnte dieses Unwetter nicht trüben. Im Gegenteil – es war ein würdiges, dramatisches Finale für eine Tour, die mir lange im Gedächtnis bleiben wird.

Eine Enduro-Tour durch die Abruzzen ist nichts für Eilige – aber alles für Entdecker. Zwischen einsamen Pässen, historischen Städten und besonderen Erlebnissen wie in Sulmona oder mit der alten Moto Guzzi in Celano zeigt sich Italien von einer Seite, die ich nicht vergesse.

Der Apennin

Der Tag begann früh in Toramo, das Moped war bepackt und startklar für eine abwechslungsreiche Tour durch das Herz Mittelitaliens. Schon beim Losfahren lag ein Hauch von Spannung in der Luft. Dichte Gewitterwolken zogen über den Himmel, und tiefer Nebel hüllte die Landschaft in ein fast gespenstisches Licht. Die Straßen waren feucht, die Sicht eingeschränkt, aber trotz der drohenden Atmosphäre fiel kein Tropfen Regen – ein kleines Wunder an diesem Morgen. Beim Fahren war tatsächlich höchste Konzentration gefordert –

Und auch schon gleich in den ersten Serpentinen passierte es: Auf dem schmierigen Asphalt rutschte mir das Vorderrad weg. Mit viel Glück konnte ich einen Sturz vermeiden… Reichlich Adrenalin flutete meinen Körper. In diesem Augenblick fielen mir die Worte von einem guten Freund Matthias ein: Vor dem Absteigen immer erst Anhalten…

Die ersten Kilometer führten mich dann weiter durch die hügelige Landschaft rund um Rocca Santa Maria. Die enge, kurvige Strecke schlängelte sich durch Wälder und kleine Dörfer, die im Nebel kaum zu erkennen waren. Es war eine stille, beinahe meditative Fahrt. In Acquasanta Terme machte ich eine kurze Pause, die warme, schwefelhaltige Luft der Thermalquellen mischte sich mit der Frische des Vormittags. Kurz darauf passierte ich Arquata del Tronto, eine Stadt, die trotz schwerer Erdbebenschäden eine besondere Würde ausstrahlt. Hier spürte man die Kraft des Wiederaufbaus – und der Natur.

Auf dem Weg zum Passo di Galluccio kündigte sich langsam ein Wetterwechsel an. Die Wolken begannen sich zu lichten, Sonnenstrahlen kämpften sich durch die Nebelschicht. Oben am Pass war die Sicht plötzlich klar – ein Moment, der die gesamte Stimmung drehte. Der Nachmittag brachte tatsächlich bestes Wetter mit sich: strahlend blauer Himmel, warme Temperaturen und glitzernder Asphalt. Die Fahrt wurde dynamischer, der Grip besser, und die Landschaft zeigte sich nun in voller Pracht.

Besonders eindrucksvoll war die Strecke entlang der Sibillinischen Berge. Kurve um Kurve fuhr ich durch eine majestätische Gebirgslandschaft, die in der Nachmittagssonne fast surreal wirkte. Weitblicke über tiefe Täler, kahle Gipfel und dichte Wälder machten jede Minute auf dem Motorrad zum Genuss. In Montemonaco und Montefortino legte ich kurze Stopps ein, bevor ich mich entschloss, einen Abstecher abseits des Asphalts zu wagen.

Der Offroad-Trail zum Refugio di Amondola war das Abenteuer, das ich gesucht hatte. Die Strecke war herausfordernd – schmale Pfade, lose Steine, matschige Passagen –, aber genau das Terrain, auf dem sich die GS zuhause fühlt. Im Enduro-Modus arbeitete sie sich souverän über den groben Untergrund. Oben angekommen, wurde ich mit einem spektakulären Blick auf die umliegenden Berge belohnt. Es war ruhig, klar, und ich blieb eine Weile dort sitzen, bevor ich die Abfahrt zurück Richtung Tal antrat.

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Über Sarnano ging es weiter durch sanft geschwungene Hügel, vorbei an Feldern, Olivenhainen und kleinen Dörfern. Der Charakter der Landschaft änderte sich – statt schroffer Berge dominierten nun die weichen Formen der Markenregion. Am späten Nachmittag erreichte ich schließlich Macerata.

Macerata war der perfekte Zielort für diesen Tag. Die Stadt wirkte wie aus einem Gemälde: warme Farben, historisches Mauerwerk, eine lebendige Altstadt mit charmanten Gassen und belebten Plätzen. Besonders beeindruckte mich das Sferisterio, ein monumentales Freilufttheater, das wie ein Tor in eine andere Zeit wirkte. Der Tag endete auf einer kleinen Terrasse in einem typisch italienischen Restaurant. Ich gönnte mir ein hervorragendes Abendessen: Frische Spaghetti, dazu drei kühle Gläser Bier – genau die richtige Menge, um zufrieden auf diesen Tag zurückzublicken.

Perfekte Enduroreise durch Marken, Umbrien und Abruzzen

Meine Reise durch die italienischen Provinzen Marken, Umbrien und Abruzzen war ein unvergessliches Abenteuer auf zwei Rädern. Die abwechslungsreiche Landschaft, kurvigen Nebenstraßen und einsamen Schotterpisten boten das perfekte Terrain für eine Endurotour abseits des Massentourismus.

Den Anfang machten die Sibillinischen Berge, ein wahres Naturparadies mit wilden Tälern, schroffen Felsen und weiten Hochplateaus. Die anspruchsvollen Offroad-Strecken führten durch spektakuläre Landschaften – genau das Richtige für Abenteuerlustige auf zwei Rädern.

Weiter ging es zum Campo Imperatore in den Abruzzen, einer eindrucksvollen Hochebene auf über 2.000 Metern Höhe. Das weite, karge Gelände, oft auch als "Klein-Tibet" bezeichnet, beeindruckte mit endlosen Horizonten, rauer Schönheit und einem Gefühl von absoluter Freiheit.

Den perfekten Abschluss bildete die Stadt Macerata in den Marken. Mit ihrer historischen Altstadt, den ruhigen Gassen und der entspannten Atmosphäre war sie der ideale Ort, um die Reise ausklingen zu lassen – voller Kultur, Charme und echtem italienischem Lebensgefühl.

Diese Reise war die perfekte Kombination aus Fahrspaß, Naturerlebnis und italienischer Kultur – ein echtes Paradies für Endurofans.